Zwar werden die weitaus meisten Verbindungselemente, die in Heimwerkermärkten verkauft werden, mit herkömmlichen Bearbeitungsverfahren hergestellt, doch bevorzugen eine ganze Reihe von Herstellern Kaltschmiedeverfahren aufgrund der höheren Produktqualität, der geringeren Materialkosten und der Fähigkeit, komplexere Objekte herzustellen. Nedschroef Machinery in Herentals nahe Antwerpen entwickelt und baut Kaltschmiedemaschinen für den weltweiten Markt. Es ist ein Nischengeschäft - mit ganz eigenen Herausforderungen. „Eine Maschine mit 10.000 Bauteilen in drei Monaten zu bauen, setzt voraus, dass wir in Sachen Engineering und Logistik perfekt organisiert sind“, sagt Technical Director Peter Janssen.
Ein herausforderndes Nischengeschäft
Nahezu alle Bolzen, Schrauben und Möbelmontageelemente, die man in Heimwerkermärkten in aller Welt findet, werden mit herkömmlichen spanabhebenden Verfahren wie Drehen oder Fräsen hergestellt. Aufgrund der Arbeits- und Materialkosten gehen immer mehr Hersteller von herkömmlichen spanabhebenden Verfahren zu Kaltschmiedeverfahren (oder einer Kombination der beiden) über, besonders wenn es um die Herstellung komplexerer Befestigungselemente geht, beispielsweise solche, wie sie in der Automobilindustrie verwendet werden.
Komplexe Metallobjekte mit höchster Präzision
„Kaltschmieden bedeutet, dass ein einfaches Stück Metall verformt wird, bis es exakt die gewünschte Form einnimmt“, erklärt Peter Janssen. „Das ist eine sehr vielseitige Technik, mit der wir fast jedes erdenkliche Objekt herstellen können, selbst komplexe, höchst präzise Elemente wie Zahnräder und Schraubgewinde. Je nach Komplexität des Zielobjekts sind ausgehend von einem einfachen Metallzylinder vier bis sechs Verformungsschritte erforderlich, um das Befestigungselement herzustellen.“
Ein weiterer Vorteil des Kaltschmiedens gegenüber den herkömmlichen Methoden ist die Geschwindigkeit. Peter Janssen: „Diese Maschinen haben eine Produktionsleistung von 75 bis 300 Stück pro Minute, während herkömmliche spanabhebende Verfahren mehrere Minuten für ein einziges Teil benötigen können. Außerdem gewinnt das Material während des Kaltschmiedeprozesses an Stärke. Und schließlich entstehen beim Kaltschmieden keine Abfälle wie die Metallspäne, die bei herkömmlichen Verfahren anfallen. Das geformte Teil hat exakt dasselbe Gewicht wie der anfängliche Rohling. Bei großen Mengen spart man dadurch erhebliche Materialkosten.“
Maßgeschneiderte Prozesse
Der einzige Nachteil des Kaltschmiedens sind die höheren Maschinenbau- und Entwicklungskosten. „Unsere Maschinen sind Maßanfertigungen“, sagt Janssen. „Hersteller kommen mit einem Prototyp des zu fertigenden Teils zu uns. Wir müssen dann austüfteln, wie wir dieses Objekt im Kaltschmiedeverfahren herstellen können. Es sind etwa 500 Stunden Ingenieursarbeit erforderlich, um den gesamten Produktionsprozess auszuarbeiten. Das Endergebnis ist dann eine Maschine, die bis zu 20 x 4 Meter misst, 15 bis 275 Tonnen wiegt und 5.000 bis 12.000 High-Tech-Bauteile enthält. Es liegt auf der Hand, dass dies eine große Investition ist. Unsere Kunden benötigen ein Produktionsvolumen von mindestens 150.000 Stück des jeweiligen Artikels, damit diese Investition sich lohnt.“
Zwölf Wochen Vorlaufzeit
Janssen erinnert sich an die Zeiten, als Nedschroef etwa ein Jahr Zeit für die Entwicklung einer solchen Maschine hatte. „So arbeiteten wir noch vor fünfzehn Jahren“, sagt er. „Doch das sind längst vergangene Zeiten. Heute werden Maschinen bedarfsgemäß auf der Grundlage unterzeichneter Verträge für die Lieferung von Endprodukten bestellt, um die Rentabilität der Investition sicherzustellen. Daher haben wir eine Vorlaufzeit von höchstens zwölf Wochen, und bei Verzögerungen werden Vertragsstrafen fällig. Auch in anderer Hinsicht ist der Markt anspruchsvoller geworden. So wird beispielsweise von uns erwartet, dass wir nicht einfach die bloßen Maschinen, sondern voll einsatzbereite Produktionsprozesse liefern. Wir müssen also bei Lieferung der Maschinen deren Produktivität nachweisen, und nicht die Einhaltung von Spezifikationen.“
Heutzutage müssen wir bei Lieferung, der Maschinen deren Produktivität nachweisen, und nicht die Einhaltung von Spezifikationen
Leistungsmäßig an der Spitze bleiben
Nedschroef Machinery hat seine Organisation in den vergangenen Jahren schrittweise angepasst, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. Kunden werden beispielsweise für Schulungen und für die Durchführung von Tests im Rahmen der Entwicklung des Produktionsprozesses in das neue Techno Centre eingeladen. Außerdem wurde die Logistik komplett umorganisiert und zusätzlicher Lagerplatz eingerichtet (siehe auch „Sorgfalt bis ins kleinste Detail“). Peter Janssen erklärt: „Im Gegensatz zur Situation vor einigen Jahren halten wir nun einen großen Teil unserer Bauteile auf der Grundlage von Verkaufsprognosen vorrätig. Darüber hinaus kaufen wir einige Bauteile lange im Voraus ein, da wir so einen deutlich niedrigeren Preis aushandeln können. All dies sind Aspekte, die es uns ermöglichen, leistungsmäßig an der Spitze unseres Marktes zu bleiben.“
Robust, leckdicht und absolut flach
Ein scheinbar triviales, aber wesentliches Element der Kaltschmiedemaschinen von Nedschroef ist der Sockel, eine große, rechteckige Platte unter der Maschine. „Der Sockel der Maschine hat drei Funktionen“, erläutert Peter Janssen. „Zunächst muss er das gesamte Gewicht der Maschine tragen, das bis zu 275 Tonnen betragen kann. Dann fungiert er auch als eine Art Becken, in dem Schmierstoffe, die im Rahmen eine Produktionszyklus oder während der Instandhaltungsarbeiten austreten können, gemäß den Umweltschutzvorschriften aufgefangen und gesammelt werden müssen. Und drittens muss der Sockel verhindern, dass die Maschine sich infolge der Schwingungen im Laufe des Betriebs langsam verschiebt. Aus diesem Grund muss die Grundplatte extrem robust, zu 100 % leckdicht und absolut flach sein - die maximale Toleranz beträgt nur 1 oder 2 Millimeter. Das ist bei Längen bis zu 20 Metern sehr schwierig; daher benötigen wir erstklassige Zulieferer, die sich bestens mit Schweißarbeiten auskennen. Darüber hinaus ist der tragende Sockel eines der kritischen Elemente in unserer Fertigungsplanung: Sie muss innerhalb einer sehr kurzen Frist auf Maß hergestellt werden. Wir verlassen uns daher für die Herstellung dieser Sockel auf TCS.
Sorgfalt bis ins kleinste Detail
TCS stellt nicht nur die Maschinensockel für Nedschroef Machinery her, sondern hat auch den größten Teil des Hebezeugs für die Werkstatt in Herentals geliefert und kümmert sich um die Durchführung der präventiven und korrektiven Wartung. Die langjährige geschäftliche Beziehung zwischen Nedschroef Machinery und TCS ist jüngst mit dem Bau des Techno Centre und der Erweiterung des Lagergebäudes in eine ganz neue Phase eingetreten. „TCS hat in diesem Projekt die Rolle eines Generalunternehmers übernommen“, so Peter Janssen. „Für uns war das ein wahrer Segen. Viele Bauunternehmen nehmen die Vorbereitung und Planung eines Projekts auf die leichte Schulter - TCS ist da anders. Das Angebot von TCS war perfekt abgerundet und ließ keine Fragen offen. Während des Projekts ist TCS genauso gut organisiert wie bei Kranbau- oder Stahlbauarbeiten. Nichts bleibt dem Zufall überlassen, große Sorgfalt herrscht bis ins kleinste Detail.“